Meine liebe Frau Moni und ich lieben das Südtirol.
So verbrachten wir unseren Herbsturlaub 2017 in Levico Terme am Lago di Levico.
Das Valsugana (deutsch Suganertal) liegt im Südosten des Trentino, östlich von Trento.
Die Gegend um Levico Terme, mit den beiden Seen Lago di Levico und Lago di Caldonazzo, bietet hervorragende Strecken um mit dem Handbike so richtig geniessen zu können. Kurze flache gut ausgebaute Runden lösen sich ab mit happigen Steigungen auf jeder erdenklichen Art von Belägen. Für Rennradfahrer gilt die Gegend als Geheimtip.
Schon zu Hause, in der Vorbereitungsphase fand ich eine beschriebene Tour ins Val di Sella. Es war mir allerdings nicht klar wie das letzte Stück mit der Abfahrt zu fahren ist. Also probierte ich die Tour.
Die Tour
Von Levico führt eine sehr gut ausgebaute Radstrecke entlang der Brenta in Richtung Osten durchs Valsugana. Die Radwege sind leider nur spärlich ausgeschildert. Wer sich zwar auf einer Radroute befindet, kann den Schildern und den Markierungen auf dem Boden leicht folgen. Leider weisen keine Schilder zu den Routen. So startete ich unfreiwillig die Tour mit einem Ausflug auf die stark befahrene Hauptstrasse. Mithilfe des Navi’s fandi ich dann den Radweg und folgte diesem bis Borgo Valsugana. Schon von Weitem ist die imposante Burg Castel Telvana zu sehen.
In Borgo besichtigte ich den typisch italienischen Dorfplatz und machte mich zügig auf die Steigung ins Val di Sella. Aus dem Dorf heraus ist das Tal gut beschildert.
Die Strasse ist gut ausgebaut und ich bekam, rückblickend völlig unbegründet, Respekt vor grossem Verkehrsaufkommen. Sie steigt gleichmässig an und windet sich etwas über Borgo in vier Kehren den Hang hoch. Anschliessend folgt die Strasse dem Tal kontinuierlich ansteigend bis zum Ort Sella. Der Ort auf 870 müM scheint ein reiner Ferienort zu sein, ein paar schöne, zum Teil prestigeträchtige Ferienhäuser sind unverkennbar zu sehen, ansonsten traf ich kaum eine Menschenseele. Der Ort bietet aber etwas ganz besonderes. Artesella ist eine Ausstellung mit Kunstwerken aus der Natur in der Natur. Alleine für diese Ausstellung ist das Val di Sella eine Reise wert.
Ich nahm mir jedoch nicht die Zeit für die Artesella und fuhr am Dorf vorbei weiter hoch.
Kurz nach dem Ort führt eine Strasse links von der Hauptstrasse weg. Sie steigt ziemlich steil auf 1000 müM, dort an einem etwas unübersichtlichen Wegweiser mit vielen Schildern kann man herauslesen, dass zwei MTB-Routen nach links und die Val di Sella Tour nach rechts abzweigen. Folglich wählte ich der Strasse nach rechts in den Wald. Nach ein paar Metern wechselte die Befestigung der Strasse von Asphalt auf Schotter. Weiter stieg ich diesem Waldweg bis auf 1111 müM. Dann begann für etwas mehr als einen Kilometer eine sanfte Abfahrt bis zu dem Punkt wo die Strasse einen Linksknick beschreibt und unvermittelt fertig ist. Genau im Linksknick führt geradeaus ein MTB-Downhill-Singletrail sehr steil und ruppig, fast wie ein Bachbett, nach unten. Bevor ich diesen Trail in Angriff nahm studierte ich nochmals alle Karten und das Navigationsgerät, im klaren Bewusstsein, dass ich diesen Trail niemals wieder hochkommen würde.
Ich nahm allen Mut zusammen und begab mich auf den Ritt.
Einerseits machte es unheimlich Spass, andererseits vermisste ich die MTB-Bereifung, denn ich nahm diese Tour mit meinem Tourenradsatz in Angriff.
Nach diesem Ritt befand ich mich bald auf der Forststrasse Brando Vesi. Diese Strasse ist ein perfektes Beispiel für Bergstrassen im Südtirol. Sie ist brutal steil, ausgekarrt und ausgewaschen, dadurch extrem rau. Diese Strasse fällt auf einer Distanz von 3.9 Kilometern von 1020 müM auf 505 müM was ein durchschnittliches Gefälle von über 13% ausmacht. Ich liess mir von einem einheimischen Landwirt sagen, dass einige Teilstücke Gefälle von über 30% aufweisen würden und dass sie nur mit kleinen, wendigen 4×4 Fahrzeugen hochfahren könnten. Ich glaube ihm das. Mit dem Handbike hoch ist undenkbar, es sei denn…… es weist Hinterradantrieb auf.
Mit meinen relativ schmalen (31-559) Tourenreifen wurde ich kräftig durchgeschüttelt, dafür gaben mir die drei Scheibenbremsen die nötige Sicherheit.
Unten, im Dorf Barco angekommen, folgte ich der inzwischen wieder asphaltierten Strasse mit kaum Gefälle, hinaus ins Tal und fand mich zurück auf dem Radweg auf dem ich am Morgen angeradelt kam. Auf den letzten Kilometern nach Levico, auf dem glatten Asphalt, glaubte ich zu schweben.
Fazit
Eine faszinierende Tour, die an einer Stelle etwas Mut braucht aber sie funktioniert. Sie kann auch mit einem Touren- oder Crosscountry-Elektrohandbike gefahren werden. Vorteilhaft sind allerdings drei Scheibenbremsen und grossvolumige Reifen.
Fahrt Val di Sella als PDF
Download_Val di Sella.gpx
Hinterlasse einen Kommentar