Brisen Haldigrat, war zu meiner Jugendzeit eng verbunden mit Skifahren. Ab Stans, wo ich meine Kindheit verbrachte, war Dallenwil in fünf Minuten mit der Eisenbahn zu erreichen. Von dort mit der Luftseilbahn LDN hoch nach Niederrickenbach und dann nach einem Marsch von 30 Minuten, wohlgemerkt in Skischuhen, erreichte man die Talstation Alpboden der Haldigrat-Brisen Sesselbahn.
Ich lernte dort Skifahren und verbrachte viel Freizeit an den Hängen des Haldigrats.
Später als Gleitschirm Pilot starteten wir oft ab Haldigrat, je nach Wetterbedingungen sind von dort sensationelle Flüge möglich.
Seit ich im Rollstuhl sitze war ich nie mehr auf dem Haldigrat. Zwar studierte ich ein paar Mal die Karten und versuchte zu eruieren ob man mit dem Handbike dorthin gelangen könnte.
Ganz auf den Grat zum Berggasthaus Haldigrat dürfte es, ohne Benutzung der Sesselbahn, nicht gehen, da die Wanderwege schlicht zu schmal und zu steil in die Hänge gebaut sind.
Aber….
…wiedereinmal liess mich der Gedanke nicht los und ich wollte es nicht beim Kartenstudium belassen. So versuchte ich wenigstens so hoch wie möglich hinauf und so nahe wie möglich an den Haldigrat zu kommen.
Die Tour
Mitten in Dallenwil (486 m ü M.) parkierte ich mein Auto auf dem gebührenpflichtigen öffentlichen Dorfplatz. Behindertengerechte Toiletten wären unweit am Bahnhof zu finden.
von dort fuhr ich mit dem Schmicking Handbike hinüber zur Luftseilbahn-Talstation. Vorne bei der Einfahrt zu den Parkplätzen führt die Strasse gerade aus in den Wald.
Diese Strasse, mehrheitliche eine Betonstrasse steigt gleichmässig und moderat an. Überwiegend verläuft sie durch Wald, ab und zu wird der Blick frei gegeben und man kann sensationelle Aussichten geniessen. Anfangs in den Engelberger Talboden oder an die gegenüberliegenden Hänge mit der Auffahrt zum Ächerlipass, später in den Stanser Talboden mit Bürgenstock und einem kleinen Ausschnitt des Vierwaldstättersees.
Nach ca 3.9 Kilometern auf 840 m ü M. kann man das erste Mal Niederrickenbach mit seinem Kloster Maria Rickenbach sehen und bewundern wie die paar Gebäude in den Hang gebaut sind. Sofort glaubt man den Versprechen von Ruhe und Kraft.
200 Meter später folgt eine Abzweigung, ich wählte die rechte Strasse. Links ist eine Zufahrt zu einem Bauernhof und von dort gibt es einen sehr steilen Weg hoch zum Kloster. Diesen Weg wählte ich am Schluss abwärts.
Um zum Kloster zu gelangen, muss man erst an der rechten Talseite weitere 400 Höhenmeter in relativ humaner Steigung erklimmen. Bei der Verzweigung, links nach Niederrickenbach fuhr ich allerdings vorerst weiter die Strasse rechts zur Talstation Alpboden des Sesselliftes auf Brisen-Haldigrat 1232 m ü M.
Ab dort wusste ich nicht ob und wie weit ich noch hoch kommen würde. Jeden zusätzlichen Meter empfand ich als Bonus für die heutige Tour. Rechts an der Station vorbei sah ich den Weg welcher auf der Karte eingezeichnet ist. Der sehr grobe, lose und tiefe Schotter und die gleichzeitig starke Steigung liessen meine Hoffnungen kurz schwinden. Bereits auf den ersten 20 Metern grub sich mein Vorderrad heftig in den Schotter ein, bei sehr bescheidenem Vortrieb. Trotzdem konnte ich die Stelle meistern, fand dann auch die richtige Kadenz für diese Art Untergrund und kam langsam in einen Rythmus. Entsprechend der Steilheit wollte ich einen grösseren Gang fahren, um jedoch mehr Gefühl für den Schotter zu erlangen, kurbelte ich in den zwei kleinsten Gängen langsam diese Strasse hoch.
Mit jedem Höhenmeter den ich schaffte wurde ich gelöster und fröhlicher. Als mich dann noch ein Älpler mit seinem archaischen Geländewagen einholte, sich riesig über meine Leistung freute und mir versprach, dass diese Strasse locker nochmals 2 Kilometer so weiter gehen würde, fühlte ich mich im Element.
Noch ein letztes Mal musste ich am absoluten Traktionslimit eine in den Fels geschlagene Rampe meistern um mich völlig unerwartet auf uraltem, ausgewaschenem Asphalt wiederzufinden. Links Fels, rechts ein paar Steine und eine 100 Meter senkrecht abfallende Felswand. Auf den letzten 800 Metern bis zu Alp Obrist Hütti kann man, frei von Traktionsproblemen, nur noch die Ausssicht und den Respekt vor der Natur geniessen. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte sich tunlichst an die Hanginnenseite der Fahrbahn halten.
Die Alp Obrist Hütti (1536 m ü M.) markiert das Ende dieser Strasse, weiter zur Haldigrat Bergstation (1937 m ü M.) ginge es nur noch über sehr steile und schmale Wanderwege, absolut unmöglich mit dem Handbike.
Die Alp bietet zwar keine Alpwirtschaft oder ähnliches, aber das Wissen so nahe am Haldigrat zu sein, war für mich Erfüllung genug.
Für die Abfahrt blieb mir erst nichts anderes übrig als über die Schotterstrasse bis zur Talstation der Sesselbahn zu holpern, dann fuhr ich hinüber, an zwei geschlossenen Weidetoren vorbei, nach Niederrickenbach, wo man gut auch ein Zvieri geniessen könnte.
Knapp vor der Klostermauer stürzte ich mich über den sehr steilen, sehr ausgewaschenen Fussweg mit seinen engen Kehren hinunter. Bitte nur mit einem Handbike mit Bremsen an jedem Rad und guter Bereifung probieren.
Vom eingangs schon erwähnten Bauernhof unter dem Kloster führt dann die Betonstrasse zurück zur der Anfangs beschriebenen Kreuzung.
Viel zu schnell ist man dann wieder unten in Dallenwil.
Fazit
Diese Tour ist eine Fahrt welche mir viel Spass gemacht hat. Die Aussicht ist atemberaubend. Noch vor ein paar Jahren wäre mir nicht im Traum in den Sinn gekommen, dass solche Touren möglich sein werden.
Die Auffahrt nach der Talstation der Sesselbahn wird, mit herkömmlichen Handbikes, wohl nur mit sehr guter Bereifung und gelgentlicher Schiebehilfe gelingen.
Die Abfahrt direkt vom Kloster Maria Rickenbach hinunter braucht gute Bremsen und Mut, macht aber gewaltig Spass. Diese Passage aufwärts ist unrealistisch.
Fahrt zur Alp Obrist Hütti als PDF
Download_Dallenwil Obrist Hütti.gpx
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