Bremsen
Ganz am Anfang meiner Handbike Kariere (1994) verwendeten wir noch Trommel- oder damals neuartige Rollenbremsen. Ein befreundeter Fahrradmechaniker erklärte mir damals, dass eine solche Rollenbremse unendlich viel Reserve biete und wir sie nie an die Grenzen bringen würden. Keine drei Wochen später schoss ich mit ca 50 km/h unter einem massiven Stacheldraht durch. Die Schutzengel hatten Schwerstarbeit verrichtet, ausser einer Schramme am Helm ist mir nichts passiert. Die nagelneue Rollenbremse war verglüht.
Aus dieser Erfahrung war ich einer der ersten welcher mit Scheibenbremsen laborierte, erntete dafür viel Spott und bemitleidende Sprüche. Noch im Jahr 2002 erklärte mir ein damaliger Spitzenhandbiker, dass kein Radrennfahrer auf die Idee käme, Scheibenbremsen an ein Rennrad zu montieren, so werde er niemals Scheibenbremsen an sein Rennhandbike schrauben. Er war es dann, der eine geplante Rennstrecke für die Schweizer Meisterschaften ablehnte, weil auf einer Abfahrt zu stark hätte abgebremst werden müssen.
Ein Handbike darf nie mit einem Renn- oder überhaupt Fahrrad verglichen werden. Jeder Radfahrer welcher zu stark abbremst fliegt vornüber. Ein Handbike wird sich nie nach vorne überschlagen, umso grösser wirkt sich die Belastung auf die Bremsen aus.
Selbstverständlich genügen die herkömmlich verbauten Felgenbremsen für den überwiegenden Einsatzbereich der Handbikes. Besonders für den grossen Anteil der Flachlandbiker.
Jeder Handbiker, welcher schon mehr als 400 Höhenmeter auf einer mehr als 10% abfallenden Strasse vernichtet hat, weiss wovon ich spreche. Es ist ein verdammt ungutes Gefühl, wenn man bei 60 km/h zuschauen muss, wie die Bremsscheibe wie ein nasser Lappen zu schlabbern beginnt, weil überhitzt.
Darum verwende ich an meinem Mountain-Handbike gleich drei Scheibenbremsen. Meine Wahl, vorne Tektro Auriga Comp mit 203mm Scheibe und hinten Tektro Auriga Twin auf 160mm Scheiben, beide mit feststellbarem Bremshebel.
Ein herrlich sicheres Gefühl.
Brems- und Schalthebel Platzierung
Normalerweise sind Brems- und Schalthebel bei Handbikes direkt am Griff montiert. Der Vorteil liegt auf bzw. in der Hand. Man kann kurbeln, schalten, lenken und bei Bedarf bremsen ohne den Griff aus der Hand zu lassen. Der Nachteil liegt beim Kabelsalat. Die langen Kabel schlagen und neigen dazu, z.B. beim Verladen des Handbikes, zu verheddern und zu verdrehen. Man muss auch häufig die Schaltungen nachjustieren.
In meiner 20 jährigen Handbiker Karriere habe ich unzählige Lösungen probiert, ich fuhr mit längs-, quer- und spiralförmiggewickelten Kabelhüllen, mit Keramikgleithüllen, ich versuchte Aluminiumgliederhüllen, elektronische Schaltungen. Nichts brachte den erhofften one and only Effekt.
Heute brauche ich keine Rennen mehr zu gewinnen, hundertstel Sekunden interessieren nicht mehr, so bin ich den Kompromiss eingegangen, dass ich vor der Kurbel einen Lenker, analog eines Fahrrades, montiert habe. Daran sind Brems- und Schalthebel sowie das Navi montiert. An den Griffen habe ich keine Schalter mehr. So muss ich zwar für jeden Schaltvorgang und für jedes Mal bremsen den Kurbelgriff loslassen. Mittlerweilen ist das derart Routine, dass das völlig automatisiert abläuft.